Der hier geschilderte typische Tagesablauf in einer Tagespflegestelle ist der Abschlussarbeit einer Tagesmutter entnommen.
Wenn das Tageskind am Beginn des Betreuungstages gebracht wird, so muss es vielleicht erst noch seine anfängliche Scheu und die Traurigkeit über die bevorstehende Trennung von seinem Elternteil überwinden. Hierbei versuche ich dem Kind Mut zu machen und es abzulenken, je nach Alter z. B. mit Hilfe eines Spielzeugs oder Fingerspiels. Die Übergabe des Kindes wird zum Austausch von wichtigen Informationen über sein aktuelles Befinden genutzt: wie es beispielsweise geschlafen hat, ob es vielleicht etwas missgelaunt aufgrund von Zahnbeschwerden ist oder dass es zum Frühstück zuhause keinen großen Hunger hatte. Nach der Verabschiedung der Mutter oder des Vaters werden die anderen Tageskinder und mein Kind begrüßt.
Danach geht es gleich an die frische Luft: wir machen uns auf zum nächsten Spielplatz – je nach Alter wird gelaufen oder der Kinderwagen geschoben, – auf dem es altersgerechte Spielgeräte und einen Sandkasten gibt, und lernen andere Kinder kennen. Zwischendurch gibt es einen kleinen Snack (z.B. Obst, Reiswaffeln oder Joghurt) und Getränke.
Gegen Mittag gehen wir wieder nach Hause, wo ich das Mittagessen frisch zubereite. Die Kinder werden ihrem Alter gemäß in das Kochen miteinbezogen. Ich esse gemeinsam mit den Kindern, was meiner Erfahrung nach allen Beteiligten Spaß macht und die Freude am Essen noch steigert.
Nach dem Essen wird Mittagsschlaf gehalten: jedes Kind schläft in seinem Bettchen. Sollte eines der Kinder nicht schlafen können oder wollen, so beschäftige ich mich mit ihm im Wohnzimmer. Hierbei biete ich ruhige Tätigkeiten an, wie z. B. das Vorlesen oder gemeinsame Ansehen eines Buches.
Nach dem Mittagsschlaf, das je nach Alter der Kinder möglicherweise unterschiedlich lang dauert, wird gemeinsam gespielt. Hier ist das freie Spiel sehr wichtig: es fördert eigene Erfahrungen durch eigenständiges Ausprobieren sowie das gemeinschaftliche Spielen und eventuelles Konfliktlösen.
Durch das Kennenlernen von verschiedensten Spielen und Aktivitäten (Singen, Tanzen, Malen, Basteln, Verkleiden, Lesen und Vorlesen etc.) erweitern die Kinder ihren Horizont und können so entdecken – und die Tagesmutter kann beobachten, – was sie interessiert und was in ihnen steckt.
Damit das Kind sich bei mir wohlfühlt und Spaß an all den Aktivitäten hat, ist die anfängliche Eingewöhnung entscheidend. Hierbei begleitet seine Bezugsperson es in den ersten Tagen und verlässt frühestens am dritten Tag für ein paar Minuten, nachdem sie sich von ihm verabschiedet hat. Die Trennungsphase wird nun von Tag zu Tag und unter Berücksichtigung der Reaktion des Kindes ausgedehnt, bis das Kind sich nach zwei Wochen so sicher bei der Tagesmutter und den anderen Kindern fühlt, dass die Betreuung beginnen kann.